Der 6. Dezember. Die meisten werden bei diesem Datum wahrscheinlich an den Nikolaustag denken. Den Ecuadorianern schießt bei diesem Datum aber etwas ganz anderes in ihren Kopf, denn in Ecuador wird am 6. Dezember eines der wichtigsten Feste des Jahres gefeiert, und zwar die Gründung der Hauptstadt Quito. Offiziell wurde Quito im Jahr 1534 von den Spaniern gegründet. Das Stadtfest „Fiestas de Quito“ gibt es allerdings erst seit 1959, dafür wurde aber seitdem jedes Jahr mehr als genug gefeiert, um die vorherigen Jahre nachzuholen. Anders als man es vielleicht erwarten würde, wird hier nicht etwa nur am 6. Dezember gefeiert, nein, die Festlichkeiten fangen in Quito schon Ende November an. Da wird nämlich die „Reina de Quito“, also die Königin von Quito gekrönt, wodurch die Festlichkeiten offiziell eingeleitet werden. Ab diesem Tag wird in Quito zwei Wochen lang durchgefeiert.
Jährlich organisiert die Stadt verschiedene Veranstaltungen wie Konzerte, Messen, Paraden, Aufführungen oder Reden von wichtigen Personen, wie dem Bürgermeister Quitos. Die meisten Künstler sind eher unbekannt, doch es treten auch immer einige international bekannte lateinamerikanische Pop und Rock Künstler auf. Für den kulturellen Aspekt bleiben die Museen während der Feste etwas länger auf und es gibt gemütliche kulturelle Veranstaltungen. Das Tollste an dem Ganzen ist, dass alle Veranstaltungen kostenlos sind und Touristen von den Einheimischen immer herzlich willkommen geheißen werden.

Traditionen bei den Fiestas De Quito
Wie jedes Fest, hat auch dieses seine eigenen Traditionen, welche ich Ihnen im Folgendem kurz vorstellen möchte. Die ganze Stadt und auch die Orte in der Umgebung sind während der Festlichkeiten in den rot-blauen Farben Quitos geschmückt und überall steht „Que viva Quito“, also „es lebe Quito“. Dieser Satz wird auch ständig gerufen, gesungen oder einfach als Begrüßung gesagt. Tagsüber fahren Kinder Straßenrennen mit ihren selbst gebauten Coches de Madera (hölzerne Go-Karts) die steilen Straßen Quitos hinunter. Besonders beliebt ist auch das ecuadorianische Kartenspiel Cuarenta, welches vor allem während der Fiestas de Quito gespielt wird. Ob auf Plätzen, in Cafés oder Zuhause, überall spielen die Quiteños und Quiteñas dieses Spiel. Das typischerweise in zwei Zweierteams gespielte Spiel kann man während der Feste wirklich überall entdecken. Es gibt sogar organisierte Tourniere mit Preisen zu gewinnen. Was während dem Spiel nicht fehlen darf, sind ein paar Gläschen Canelazo. Hierbei handelt es sich um ein für Ecuador typisches Heißgetränk aus Wasser, Zucker, Zimt und Naranjilla Fruchtfleisch. Dies wird typischerweise zusammen verkocht, in eine Flasche gefüllt und mit Aguardiente ergänzt. Aguardiente (auf Deutsch heißt das so viel wie Feuerwasser) ist eine Art Brandy, der in Ecuador sehr beliebt ist. Je nachdem, wie stark man den Canelazo haben möchte, kann man selbst entscheiden, wie viel dieses hochprozentigen Alkohols man hinzugeben möchte. Aber auch die alkoholfreie Variante ohne Alkohol ist durchaus lecker. Das Getränk wird in Ecuador ganzjährig konsumiert, aber besonders zu den Fiestas de Quito kann man es wirklich an jeder Straßenecke kaufen.
Abends gehen dann alle zum Tanzen auf Chivas, das sind Partybusse ohne Stühle mit einer freien Fläche, auf der getanzt wird, während der Bus durch die Stadt fährt und ein DJ auflegt. Oft machen die Chivas an verschiedenen Plätzen eine kurze Pause, damit die Passagiere aussteigen und auf dem Platz weitertanzen können, bevor es dann wieder auf die Party mit vier Rädern geht.

Das Wochenende vor dem 6. Dezember
Natürlich konnte ich mir die Festlichkeiten auf gar keinen Fall entgehen lassen, sodass ich die letzten zwei Wochenenden in Quito verbracht habe und ich war echt überrascht von der riesigen Anzahl an Menschen. Als ich im August in Quito angekommen bin, waren der Stadtkern, die Museen und die Restaurants viel leerer, als man es für eine Hauptstadt erwartet. Doch die letzten zwei Wochen war die Stadt komplett überfüllt, alle Busse waren randvoll, man musste sich durch riesige Menschenmassen drängen und die Restaurants waren mehr als gut besucht. Jeden Tag gab es eine andere Veranstaltung, doch da ich unter der Woche natürlich arbeiten musste, habe ich nur die am Wochenende mitbekommen.
Am Freitag, den 29. November gab es beispielsweise ein Konzert an dem Plaza de San Francisco, doch der Platz war zu dem Zeitpunkt, an dem wir ankamen, so voll, dass wir beschlossen haben, stattdessen zur „La Ronda“, einer wunderschönen kolonialen Straße mit vielen Bars und Clubs zu gehen. Auch hier war es rappelvoll und man kam nur sehr langsam voran. Nach ein bisschen Tanzen auf der Straße – die Bars und Clubs waren natürlich bei unserer Ankunft auch schon voll – ging es dann weiter zur Basilica del Voto Nacional, von wo aus zahlreiche Chivas ihre einstündige Citytour gestartet haben. Für 3 US-Dollar wurden wir dann also mit lauter Musik durch die Straßen Quitos chauffiert, bevor wir dann wieder an unserem Ausgangspunkt abgesetzt wurden. Die meisten Menschen sind dann noch an dem Park vor der Basilica geblieben, um sich noch ein wenig Canelazo zu gönnen und an einem der vielen Straßenstände eine Kleinigkeit zu essen. Um 3 Uhr nachts sind wir für eine kleine After-Party zu einem Freund nachhause, bevor wir schließlich um halb 5 schlafen gegangen sind, um wenigstens ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.

Am nächsten Morgen ging es dann um 11 Uhr direkt weiter auf eine Parade, bevor ich dann am Nachmittag aus Schlafmangelgründen nach Hause gefahren bin, um mich vor dem Abend noch ein wenig auszuruhen. Allerdings war ich so müde, dass ich aus Versehen bis zum nächsten Morgen durchgeschlafen habe, wo ich mich dann aber direkt auf den Weg in den Norden Quitos gemacht habe, um einer weiteren Parade beizuwohnen. Danach bin ich dann noch ins Zentrum gefahren, doch die dortigen Veranstaltungen waren zu diesem Zeitpunkt am Nachmittag schon beendet, weswegen ich dann einfach noch einen entspannten Nachmittag im Park La Carolina verbracht habe.
Der Höhepunkt der Feierlichkeiten
Nach 4 Tagen Arbeit ging es dann am Donnerstag wieder weiter für mich, da der Freitag, der 6. Dezember, natürlich ein Feiertag war. Nach dem Mittagessen haben wir im Büro den Nachmittag damit verbracht, Cuarenta zu spielen und natürlich auch ein wenig Canelazo zu trinken. Die ersten zwei Runden haben wir ohne Gewinn gespielt, da ich und der andere Praktikant die Regeln ja erstmal lernen mussten. Ab der dritten Runde wurde es dann ernst und es gab es einen Champagner und einen Rotwein zu gewinnen. Wir waren insgesamt zu acht und haben jeweils zwei gegen zwei gespielt und die Gewinner der beiden Gruppen sind dann im Finale gegeneinander angetreten. Trotz einiger dummen Fehler und wahrscheinlich vor allem wegen meiner guten Spielpartnerin haben wir beide dann sogar gewonnen.

Meinen Gewinn, den Rotwein, habe ich dann natürlich direkt mitgenommen, um ihn mit meinen Freunden zu genießen, bevor wir uns auf den Weg in das Getümmel Quitos gemacht haben. Auch an diesem Tag gab es wieder Konzerte, doch wir waren wieder zu spät dran, um noch irgendeinen kleinen freien Fleck zu finden, weswegen wir dann in den Stadtteil Carolina gefahren sind. Dort gab es an den verschiedenen Plätzen Musik, Canelazo und jede Menge Leute, die gefeiert haben. Natürlich durfte auch an diesem Abend keine Chiva-Fahrt fehlen, bevor wir danach zu einem weiteren Platz mit Musik gegangen sind. Dort haben wir uns dann einen hier typischen Late-Night-Snack (Pommes mit einer Art Krautsalat und Würstchen) geholt und einfach noch ein bisschen gechillt, bevor es dann zu Sonnenaufgang nach Hause ging.
Nach 5 Stunden Schlaf gab es dann ein spätes Frühstück beim „Encebollados Los del Triangulo“, meinem absolutem Lieblingsrestaurant in Quito. Danach wurde auch schon wieder direkt weiter getanzt, denn vor dem Restaurant hat eine kleine Band Live-Musik gespielt. Leider hat es gegen den frühen Nachmittag zu regnen angefangen, weswegen wir nicht wirklich etwas unternehmen konnten, sondern stattdessen einfach in einem weiteren Restaurant gewartet und dann auch nochmal etwas gegessen haben, bevor es wieder zum Feiern ging. Auch am Freitag sind wir wieder nach Carolina gefahren. Ich konnte es kaum glauben, aber hier war es war noch voller als am Vortag. An der Avenida de los Shyris kam alle 10 Minuten eine Handvoll Chivas und trotzdem kostete es uns mehr als 1,5 Stunden, endlich in einen zu gelangen. Die Fahrt war diesmal dann auch leider nur 25 Minuten, was ehrlich gesagt ein bisschen enttäuschend war. Da es danach immer noch geregnet hat, ist die eine Hälfte der Gruppe in den Club gegangen, während die anderen (darunter auch ich, weil ich echt müde war und am nächsten Tag noch auf eine Hausparty gegangen bin) nach Hause gegangen sind.

Somit waren zwei Wochen voller Partys dann leider auch schon wieder zu Ende. Ich muss auf jeden Fall sagen, dass die Fiestas de Quito nochmal eine ganz andere Erfahrung waren. Sie sind weder mit anderen Festlichkeiten in Ecuador, noch mit welchen aus Deutschland zu vergleichen und waren wirklich einzigartig. Wenn Sie also vorhaben, Ihre Ecuadorreise Ende November/Anfang Dezember zu machen, planen Sie sie auf jeden Fall so, dass Sie zumindest ein paar Tage während der Fiestas de Quito in der Hauptstadt sind. Gerne helfen wir Ihnen bei Ihrer Planung und geben Ihnen Tipps zu den Festlichkeiten.
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