
Am besten lernt man ein Land kennen, wenn man es von Einheimischen gezeigt und erklärt bekommt. Ich habe eine Freundin in Puyo und nach der langen Zeit, in der ganz Ecuador wegen des Coronavirus stillstand, beschloss ich, sie dort zu besuchen. Sie ist nicht nur ein echtes Organisationstalent, sondern auch leidenschaftlich wenn es darum geht, mir ihre Heimat zu präsentieren.
Die Anreise nach Puyo
Puyo ist die Hauptstadt der Provinz Pastaza im ecuadorianischen Amazonasgebiet. Bereits die Anreise von Quito nach Puyo aus ist ein echtes Erlebnis! Denn man folgt zunächst der atemberaubenden Allee der Vulkane bis nach Ambato, auf der man an klaren Tagen sogar Ecuadors zweithöchsten Vulkan, den Cotopaxi, sehen kann. Von Ambato aus geht es dann weiter in Richtung Osten, vorbei am Vulkan Tungurahua bis nach Puyo. Auf diesem zweiten Teil der Strecke kommt man zuerst vorbei an den Städten Pelileo und Patate. In einem separaten Blogartikel erfahren Sie mehr über die Fahrt bis hier hin sowie über Patate selbst. Weiter geht es durch die bei Touristen beliebte Stadt Baños de Agua Santa. Wegen der zahlreichen Aktivitäten, die hier in der malerischen Lage in den Bergen angeboten werden, gilt sie als „Abenteuerhauptstadt“ von Ecuador.
Die letzte Stunde Fahrt erfolgt dann auf einer der landschaftlich schönsten Strecken des Landes: Zwischen Baños und Puyo schlängelt sich die Straße ständig am Berghang entlang. Es bieten sich wundervolle Ausblicke auf die Schlucht, während man den faszinierenden Vegetationswechsel zwischen Anden und Regenwald verfolgen kann. Eine alternative Route führt über Tena, bekannt als das „Tor zum Regenwald“. Auch diese Strecke ist landschaftlich sehr beeindruckend, dauert jedoch auch etwas länger.
Unterkünfte in Puyo
Ich konnte das Wochenende zu Hause bei der sehr gastfreundlichen Familie meiner Freundin verbringen. Empfohlen wurde mir jedoch auch das zentrumsnahe Hotel Oro Negro . Ein besonders zu empfehlendes und naturnahes Erlebnis ist jedoch auch die Unterbringung in einer der gerade (2020) fertiggestellten Cabañas von „Muyu – Semilla de Selva“, circa 20 Minuten von Puyo entfernt, auf die ich später noch einmal zurückkommen werde.
Puyo – das können Sie unternehmen
Der Mirador de Indichuris
Gleich am Tag der Ankunft machten wir uns auf den Weg zu einem absolut magischen Ort, dem Mirador de Indichuris. Von dem Aussichtspunkt aus eröffnen sich einem atemberaubende Ausblicke auf den Regenwald und den Zusammenfluss der beiden Flüsse Pastaza und Puyo. Hier haben Sie die Möglichkeit, mit einer riesigen Schaukel über dieser faszinierenden Kulisse zu schwingen oder in einer der Hängematten zu entspannen und einfach die Aussicht und vor allem den Sonnenuntergang zu genießen.

Der Eintritt kostet nur 3$, die sich wirklich lohnen! Meine Kollegin Angela hat diesen bereits vor mir besucht und alles Wissenswerte in einem separaten Blog über den Mirador und die Comunidad de Indichuris zusammengestellt. Und ihre Begeisterung über diesen Ort kann ich nur teilen.
Naturaleza Viva
Auf dem Weg (oder Rückweg) vom Mirador de Indichuris kommt man vorbei an einer privaten Reserva namens Naturaleza Viva. Hier kann man schöne und nicht allzu lange Wanderungen unternehmen, entweder zu einem weiteren Aussichtspunkt oder zu einem Wasserfall. Wir entschieden uns für die letztere zum Wasserfall. Wegen der nach wie vor geltenden Ausgangssperre hatten wir für den Aussichtspunkt anschließend leider keine Zeit mehr, aber auch dieser ist sicher einen Spaziergang wert.

Las Cavernas del Río Anzu (Die Höhlen des Flusses Anzu)
Circa 20 Minuten Fahrt von Puyo aus in Richtung Baños gelangen Sie zu dem kleinen Ort Mera. Die haben ihn eventuell auch bereits während Ihrer Anreise durchquert. Von hier aus führt ein Schotterweg durch eine schöne Landschaft zu einer Hütte. Von hier aus startet ein schöner Wanderweg durch die einzigartig schöne Natur des Regenwaldes zu den Cavernas des Río Anzu. Für den Weg sollten Sie sich unbedingt mit Gummistiefeln ausstatten (erhältlich in der Innenstadt von Puyo für nur 8$). Denn unterwegs kommt es nicht selten vor, dass sie mehr als nur knöcheltief im Schlamm stehen. Und hier würden Ihre normalen Wanderschuhe im Zweifel stecken bleiben.

Wenn Sie auch in die Höhlen hinein wollen – was ich Ihnen sehr empfehle – sollten Sie zudem auf teure Kleidung verzichten. Angekommen am Eingang der ersten Höhle sollten Sie eine Taschenlampe griffbereit haben. Am besten eignen sich Stirnlampen. Denn in den Höhlen können Sie sich zum Teil nur kriechend fortbewegen und werden freie Hände brauchen. Zu sehen bekommen Sie im Innern große Stalagmiten und Stalagtiten sowie Fledermäuse, die an den Decken hängen. Auch auf große Spinnen sollten Sie sich mental vorbereiten.

Die Begehung der Höhlen ist nicht einfach. Nicht selten müssen Sie klettern, sich hochziehen, den Kopf einziehen oder sich unter der niedrigen Höhlendecke kriechend fortbewegen. Durch die schlammartigen Ausscheidungen der Fledermäuse sind sie zudem an vielen Stellen rutschig. Die Begehung der Höhlen ist daher nur zu empfehlen, wenn Sie beweglich und in einer guten körperlichen Verfassung sind.

Weiter geht es von hier aus bis hinunter zu einem Fluss, in dem Sie umgeben von herrlicher Natur baden können. Bereiten Sie sich jedoch vor allem nach Regenfällen auf eine stärkere Strömung vor. Von hier aus gehen Sie entweder denselben Weg zurück. Oder Sie durchqueren den Fluss und folgen dem hier angrenzenden Weg zurück zur Straße und zur Hütte.
Muyu – Semilla de Selva
Nur circa 20 Fahrminuten von Puyo entfernt erreichen Sie die Finca Muyu – Semilla de Selva. Sie ist gleichzeitig ein nachhaltiges Projekt, welches sich gegen die Abholzung des Regenwaldes und den illegalen Handel mit heimischen Tierarten sowie für den Erhalt von indigenen Gemeinden engagiert. Auf dem Gelände stehen zwei neue Cabañas zur Verfügung, ein Campingbereich sowie Wanderwege zu einem Wasserfall und einem Aussichtspunkt.

Die Anlage ist sehr gepflegt und wunderschön bepflanzt. Sie eignet sich zudem perfekt für die Beobachtung von Kolibris im Garten sowie anderer Vogelarten im angrenzenden Wald. Die Besitzer stehen in sehr engem Kontakt mit lokalen indigenen Gemeinden. Deren Bewohner werden auch für touristische Zwecke in die Aktivitäten der Anlage eingebunden. Sie können Ihnen besonders viel über ihre Lebensweise und Traditionen sowie über die hiesige Flora und Fauna erzählen. Außerdem können Sie von ihnen traditionelle Handarbeiten erlernen. Mehr über das Projekt und dessen Hintergründe erfahren Sie auf der Website semilladeselva.org.

Auch wenn Puyo vielleicht im Schatten des von Touristen stark frequentierten Baños liegt, ist das Potential der Gegend für Wanderungen und Aufenthalte fernab der Touristenströme in der Natur der Regenwaldregion Ecuadors groß. Neben den oben genannten Aktivitäten in der unmittelbaren Umgebung können Sie Puyo auch als Ausgangspunkt für Ausflüge nach Tena und Misahuallí sowie für eine anschließende Erkundung des unteren Río Napo nutzen.
Wollen Sie Ecuador Kennenlernen? Wir bieten Ihnen Individualreisen und Gruppenreisen nach Ecuador und Galapagos an.
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