Als junge Frau in Ecuador – Wie sicher fühlt es sich an?
Als ich meiner Familie und meinen Freunden erzählte, dass ich mein Praktikum in Ecuador machen würde, waren die meisten Reaktionen sehr überrascht und besorgt, und ich wurde mehrmals gefragt, ob ich mir das gut überlegt hätte. Natürlich haben mich diese Reaktionen zum Nachdenken gebracht, und das Googeln der Situation in Ecuador hat meine Sorgen nicht gerade gemindert. Im Gegenteil: Alles, was man im Internet liest, handelt davon, wie gefährlich es an verschiedenen Orten ist und wohin man auf keinen Fall gehen sollte. Und natürlich gibt es in Ecuador einige Orte, die man wirklich nicht besuchen sollte – vor allem nicht als Tourist. Aber meiner Erfahrung nach ist vieles, was im Internet geschrieben steht, übertrieben. Deshalb möchte ich in diesem Blog meine persönliche Einschätzung der Sicherheitslage in diesem kleinen Land am Äquator mit Ihnen teilen.
Meine Erfahrungen als Frau
Wir alle wissen: Als Frau muss man immer besonders vorsichtig sein. Jedes Mädchen lernt das schon früh von den Eltern, Lehrern und anderen Bezugspersonen. Als ich nach Ecuador kam, hatte ich ehrlich gesagt große Sorge, hier viel Anbaggern und blöde Anmachsprüche zu erleben – immerhin bin ich das selbst aus Deutschland gewöhnt.
Doch überraschenderweise hält sich das Anmachen hier wirklich in Grenzen. Ecuadorianer sind sehr ehrlich und direkt, weshalb mir zum Beispiel der eine oder andere Uber-Fahrer schon gesagt hat, dass ich schöne Augen habe. Das wurde jedoch immer sehr freundlich und respektvoll gesagt und wirkte nie aufdringlich. Ab und zu sprechen mich auch Männer auf der Straße an. Anfangs verkrampfte ich mich sofort und überlegte, wie ich der Situation schnell entkommen könnte. Doch das war völlig unnötig – die Männer wollten einfach nur kurz plaudern und waren neugierig, was eine weiße Frau hier macht. Nach einem kurzen Gespräch gab es dann einen brüderlichen Handschlag und sie gingen weiter. Ich habe auch beim Ausgehen angenehmere Erfahrungen gemacht als in Deutschland.
Wenn mich hier in Ecuador ein Mann anspricht und ich ihm sage, dass ich kein Interesse habe, verschwindet er sofort, und ich sehe ihn den ganzen Abend nicht wieder. Natürlich wurde ich auch hier schon angepfiffen, aber nicht mehr oder schlimmer als zu Hause. Wie Sie sehen, kann ich fast sagen, dass ich mich als Frau hier wohler fühle als in Deutschland.
Diebstahl
Ja, zugegeben: Die Diebstahlrate ist hier deutlich höher als in Europa oder den USA. Aber das bedeutet nicht, dass man sofort überfallen wird, sobald man die Straße betritt. Solange man die besonders gefährlichen Gegenden meidet – dazu gleich mehr – und ein paar Dinge beachtet, sind die eigenen Wertsachen nicht in Gefahr. An belebten Orten ist es ratsam, die Tasche vor der Brust zu tragen und eventuell eine Hand darauf zu legen. Man sollte keine offenen Taschen tragen, sondern welche mit Reißverschluss. Die meisten Diebe wollen unauffällig bleiben und werden daher nicht einfach die Tasche entreißen oder einen auf der Straße bedrohen.
Ich bin inzwischen seit über drei Monaten in Ecuador und hatte – abgesehen von einem Mal – keine Probleme mit Diebstahl. Bei einem großen Stadtfest mit Umzug bin ich durch die Menge geschlendert und habe nicht gut auf meine Bauchtasche geachtet. Dort wurde mir dann tatsächlich das Portemonnaie gestohlen. Seitdem decke ich in Menschenmengen meine Tasche immer mit der Hand ab. Zum Glück habe ich mir angewöhnt, nie mein ganzes Geld in der Geldbörse zu tragen, sondern es auf verschiedene verschließbare Fächer meiner Tasche zu verteilen. So wurden nur etwa 10 USD gestohlen. Mit den anderen 40 USD, die ich noch dabei hatte, kam ich problemlos nach Hause.
Öffentliche Verkehrsmittel
Ein weiterer Punkt, den man oft im Internet liest: Man solle die öffentlichen Verkehrsmittel meiden. Aber auch hier muss ich widersprechen. Ich wohne am Stadtrand von Quito und fahre immer mit dem Bus in die Stadt, weil es einfach viel günstiger ist als ein Uber oder Taxi.
Auch wenn der Bus voll war oder es bereits dunkel war, hatte ich nie Probleme. Erwähnenswert ist hier, dass zusätzlich zum Fahrer oft noch eine weitere Person im Bus ist, die das Fahrgeld einsammelt und durch den Bus läuft. Das gibt einem sofort ein sichereres Gefühl. Die Metro in Quito ist ebenfalls kein gefährlicher Ort. Zwar bin ich noch nie allein nachts mit dem Bus nach Hause gefahren – aber das mache ich in Deutschland auch nicht gerne – also kann ich dazu wenig sagen. Einmal habe ich jedoch einen Nachtbus genommen, und das war überhaupt kein Problem.
Orte, die man meiden sollte
Wie bereits erwähnt, gibt es natürlich Orte, die man als Tourist wirklich meiden sollte. Diese befinden sich hauptsächlich entlang der Küste, wo die Drogenmafia stark vertreten ist. An den Stränden selbst ist nichts zu befürchten, aber in den Küstenstädten sollte man vorsichtig sein und diese vor allem abends meiden. Selbst Einheimische versuchen, diese Orte zu umgehen. Dazu zählen – neben den kleinen Küstenorten – auch Guayaquil, die größte Stadt Ecuadors. Obwohl die Stadt sehr schön ist, ist sie leider auch sehr gefährlich. Wenn Sie überlegen, dorthin zu reisen, informieren Sie sich unbedingt vorher über die aktuelle Sicherheitslage und verlassen Sie niemals das Stadtzentrum. Wenn Sie entlang der Küste reisen, fragen Sie am besten das Personal Ihrer Unterkunft, welche Orte sicher sind und welche nicht – sie können Ihnen am besten weiterhelfen. Auch in der Hauptstadt Quito gibt es Gegenden, die für Touristen nicht empfehlenswert sind. Diese liegen hauptsächlich im unteren Süden und oberen Norden. Das Zentrum und seine Umgebung sind hingegen relativ sicher. Natürlich muss man auch hier vorsichtig sein, aber es ist viel sicherer, als es im Internet oft dargestellt wird.
Persönliche Erfahrungen
Natürlich machen mich all die negativen Berichte über die Sicherheitslage in Ecuador besonders wachsam, und ich werde sofort misstrauisch, wenn mich jemand anspricht. Aber das ist eigentlich völlig unbegründet und macht mich nur unnötig nervös. Ich habe bisher wirklich nur positive Erfahrungen gemacht – in den Stadtzentren kommt z. B. regelmäßig die Polizei auf mich zu und fragt, ob alles in Ordnung ist oder ob ich Hilfe brauche. Generell ist in jedem Zentrum eine recht hohe Polizeipräsenz zu beobachten, um die Sicherheit der Touristen zu gewährleisten. In Otavalo, Cuenca, Latacunga und auch in Quito war ich sogar abends oder nachts unterwegs, ohne dass mir etwas passiert ist. Das einzige Mal, dass ich mich im Dunkeln unwohl gefühlt habe, war bei einem Stromausfall, als die Straßen komplett dunkel und unbeleuchtet waren – aber selbst da ist mir nichts passiert.
Fazit
Wie Sie sehen, ist alles nur halb so schlimm, wie es in den Medien oft dargestellt wird. Achten Sie einfach gut auf Ihre Wertsachen, meiden Sie die oben genannten Orte und fragen Sie Einheimische nach der aktuellen Sicherheitslage. Wenn Sie das beachten, steht Ihrem Ecuador-Urlaub nichts im Weg – und Sie können sich gerne bei uns melden, damit wir gemeinsam eine sichere Reiseroute für Sie planen können.