Es ist Samstag, Anfang Juni 2020, drei Tage nachdem auch in Quito erste Lockerungen der Coronamaßnahmen vorgenommen wurden.
Seit 18. März bis 2. Juni stand die Stadt mehr oder weniger still. Ausgangssperre galt von 14:00 bis 05:00 Uhr und es durften ausschließlich Lebensmittelgeschäfte und Apotheken öffnen. Parks und öffentliche Plätze durfte man offiziell nicht besuchen. Öffentlichen Nahverkehr gab es nur auf ausgewählten Linien und nur für Personen, die unbedingt ihren Arbeitsplatz erreichen mussten und ein entsprechendes Dokument vorweisen konnten. Private Fahrzeuge konnten nur unter der Woche je nach Ziffern ihres Nummernschildes fahren.
Diese Maßnahmen wurden als „rote Ampel“ bezeichnet.
Von Rot auf Gelb im Ampelsystem
In den letzten Wochen haben einige Kreise und Gemeinden auf „gelbe Ampel“ umgeschaltet. So auch Quito letzten Mittwoch. Die Ausgangssperre gilt nun ab 21:00 Uhr, Restaurants dürfen für 30 % der eigentlich zugelassenen Gäste öffnen und öffentliche Verkehrsmittel mit 50 % Auslastung fahren. Außer sonntags.
Eine Maßnahme, die mich persönlich besonders freut, ist die Wiederöffnung der Parks.
Nun machte ich mich also auf den Weg ins historische Zentrum von Quito, das ich unter normalen Umständen an einem Wochenendtag regelmäßig besuche.
Ich war schon zeitig unterwegs und startete in der Mariscal, wo ich wohne, zu Fuß in Richtung Altstadt. Das Wetter zeigte sich von seiner schönsten Seite, es war sonnig, die Aussicht auf die umliegende Berge spektakulär.
Ich lief die Juan Leon Mera Straße entlang, vorbei am Ejido Park und wenig später durch den Alameda Park. Damit war ich schon mitten im Zentrum.
Quito nach 78 Tagen Quarantäne
Nach 78 Tagen schien die Stadt aus einem Dornröschenschlaf zu erwachen. Auf Baustellen wurde wieder gearbeitet und es waren deutlich mehr Menschen – und Fahrzeuge – unterwegs, wenn auch bei weitem nicht so viele wie unter normalen Umständen. Alle trugen vorschriftsmäßig einen Mund- und Nasenschutz. Daran hat man sich inzwischen schon gewöhnt. Etwas befremdlicher wirken nach wie vor Visiere und Ganzkörperanzüge, aber auch die gehören inzwischen zum Stadtbild.
Ich wollte in der Altstadt von Quito eigentlich in meinem Lieblings Café En dulce, das gleichzeitig eine Bäckerei ist, frühstücken gehen, aber das hatte nach Corona noch nicht für Publikumsverkehr geöffnet, sondern machte weiterhin nur Straßenverkauf. Aber ich fand unweit ein anderes, geöffnetes Restaurant.
Beim Eintreten wurde mir, mit einem Apparat, der mir vor die Stirn gehalten wurde, die Temperatur gemessen. Ich bekam zudem Desinfektionsalkohol auf die Hände und musste über eine mit Desinfektionsmittel getränkte Fußmatte laufen. Am Tisch konnte ich schließlich meine Maske abnehmen. Die Kellner trugen alle Maske und Visier.
Bummel durch die Altstadt
Nach dem Frühstück ging ich weiter zum Plaza Grande. Hier ist sonst deutlich mehr Betrieb, aber immerhin waren genug Menschen unterwegs, um das Gefühl zu haben, in einer Stadt zu sein. Ich setzte mich auf eine der – jetzt vielen – freien Bänke und ging später die Fußgängerstraße Garcia Moreno entlang. Normalerweise ist sie voll von Straßenkünstlern und kleinen Verkaufsständen. Jetzt gibt es hingegen nur Fußgänger und einige fliegende Händler, welche Masken, Handschuhe aber auch Obst und Gemüse – wie sonst auch – verkaufen.
Ich ging die Straße rechts hinein zum Plaza San Franzisco mit dem bedeutenden Convent. Auf dieser Straße und am Rande des Plaza ist nach wie vor eine Baustelle, auf der jetzt nach fast drei Monaten wieder gearbeitet wird.
Auf und um den Plaza San Franzisco war schon mehr los. Hier wurden auch CDs verkauft, Schuhsohlen, Handtücher, Unterwäsche und noch mehr Obst und Gemüse. Also eigentlich alles ganz normal. Nur mit Maske und Abstand, wo er möglich ist. Bei den schmalen Fußwegen gestaltet sich das jedoch manchmal etwas schwierig.
Ich kehrte zurück auf die Garcia Moreno Straße und gönnte mir eine Limonade in einem der wenigen geöffneten Restaurants. Beim Eintreten dieselbe Prozedur wie beim Frühstück, obwohl ich nur im Außenbereich war.
Sichtbare Auswirkungen der Pandemie
Ich beobachtete weiter das Treiben. Leider sieht man mittlerweile auch mehr bettelnde Menschen als vorher. Diejenigen, die von der Hand in den Mund, also vom täglichen Verkauf von Produkten – beispielsweise in der Altstadt von Quito – leben, haben die Maßnahmen gegen Corona besonders hart getroffen. Auch für Restaurant-, Bar- und Clubbesitzer ist die Situation fatal. An immer mehr Türen sieht man ein „zu verkaufen“ oder „zu vermieten“ Schild.
Anschließend ging ich hinunter zum Plaza Santo Domingo und bog ab nach rechts in die historische Straße La Ronda. Wo sonst Cafes, Restaurants, Galerien und Kunsthandwerksläden zum bummeln einladen, wirkt es im Moment noch geisterhaft.
Eigentlich wollte ich im Anschluss noch zum Itchimbia Park hinauf, aber auf halber Strecke teilte man mir mit, dass der doch noch geschlossen hat. Also genoss ich die Aussicht über die Altstadt wenigstens aus halber Höhe bevor ich wieder nach Hause ging.
Es war ein schöner erster Spaziergang nach der Quarantäne wegen Corona durch die historische Altstadt von Quito, auch wenn bei weitem noch nicht alles ist wie noch vor drei Monaten, und fraglich ist, ob das Stadtbild wieder so werden wird wie früher. Aber man hat das Gefühl, dass es bergauf geht. Endlich, es wird Zeit für die Stadt und für ganz Ecuador.
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