Vor zwei Wochen wurde in Ecuador Karneval gefeiert. Die Feiertage dauerten von Samstag bis Dienstag. Da ich Karneval bisher noch nie in Quito verbracht hatte, war ich gespannt, was die ecuadorianische Hauptstadt kulturell zu bieten hat. Verschiedene Programmpunkte, die ich in einer Agenda von Quito Turismo gelesen hatte, klangen vielversprechend.
Cascarones Workshop – künstliche Eier als Wurfgeschosse
Am Samstagvormittag machte ich mich auf ins historische Zentrum. Ich hatte etwas von einem geführten Spaziergang vom Parque Alameda aus gelesen, aber für diesen hätte man sich vorher anmelden müssen.
Also steuerte ich den nächsten Ort an, der mir interessant erschien: das Stadtmuseum Museo de la Ciudad, wo es um 11 Uhr einen Cascarones Workshop geben sollte. Ich war etwas früher da und hatte noch Gelegenheit, mir die sehr anschauliche Dauerausstellung des Museums anzuschauen. Der Rundgang durch die Entwicklungsgeschichte Quitos ist wirklich zu empfehlen.
Mit etwas Verzögerung begann dann der Workshop in einer Räumlichkeit des Museums. Ich konnte mir bisher unter Cascarones nicht viel vorstellen, aber bald wurden wir Teilnehmenden aufgeklärt.
In Ecuador, wie auch in anderen lateinamerikanischen Ländern, ist es Tradition, sich an Karneval mit diversen Dingen zu bewerfen. Von altem Obst, Mehl, Schlamm bis Wasser war bzw. ist so ziemlich alles dabei. Der Schaum aus den Sprühflaschen – cariocas – ist eher eine jüngere Erfindung (aus Argentinien) und ersetzt in einigen Regionen die anderen, weniger appetitlichen Wurfobjekte. Gern werden übrigens auch aus Luftballons hergestellte Wasserbomben geworfen.
Eier eignen sich auch bestens als Wurfgeschosse, allerdings wollte und will man vermeiden, Lebensmittel zu verschwenden. Als Alternative wurden die Cascarones entwickelt, sozusagen künstliche Eier. Dazu benötigt man zunächst eine Gussform. In dem Workshop haben wir eine Zitrone verwendet. Sie wurde in zwei Hälften geschnitten aus denen wir das Fruchtfleisch entfernt haben.
Auf einer Kochplatte köchelte bereits Wachs in einem Wasserbad.
Heutzutage wird dazu hauptsächlich Paraffin benutzt, früher verwendete man Bienenwachs. Drei Esslöffel das Wachses wurden nun in eine Hälfte der Zitronenschale gegeben, die andere Hälfte wurde darauf gehalten und das ganze wurde kräftig geschüttelt. Anschließend legten wir die Zitronen in einen Eimer mit kaltem Wasser um den Inhalt abzukühlen. Nach einer Weile lösten sich die Schalen von selbst oder man half mit leichtem Ziehen nach. Mit etwas Glück bzw. nach mehreren Versuchen hatte man nun ein mehr oder weniger rundes, hohles Wachsei, das möglichst keine Löcher haben sollte.
Mit einer Spritze kann man das Ei nun mit einer beliebigen Flüssigkeit befüllen. Im Workshop verwendeten wir Agua de Florida (parfümiertes Wasser) und Wasser. Im Innenhof des Museums drückten wir uns die Eier gegenseitig an der Schulter platt.
Es war ein interessanter und lustiger Workshop und am Enden haben wir alle wie ein Parfümladen gerochen.
Nachdem ich mir noch den restlichen Teil des Stadtmuseums angeschaut hatte, spazierte ich noch durch die hübsch dekorierte historische Straße La Ronda.
Bunter Karneval und Salsa in der Mariscal
Anschließend fuhr ich mit dem Trole in die Masrical, das Ausgeh- und Szeneviertel Quitos.
In einem Kulturzentrum sollte es eine Veranstaltung geben, aber entweder war die schon vorbei, als ich ankam oder sie war ausgefallen. Also ging ich weiter zur Plaza Foch, dem zentralen Platz der Mariscal. Hier gab es einige Stände mit Kunsthandwerk, Naturkosmetik und Gebäck. Es war nett – und lecker – aber ich hatte an einem so zentralen Ort etwas mehr erwartet.
Ich ruhte mich ein wenig aus und war gespannt auf den „Carnaval Glow“, der für den Abend in der Mariscal angekündigt war.
Eine Chiva, also ein umgebauter Lkw, mit dem nun Personen befördert werden können, sollte laut Programm verschiedene Plätze ansteuern. Nachdem ich zunächst eine Weile vergeblich am Platz Gabriela Mistral gestanden und gewartet hatte, ging ich weiter zur Plaza Foch. Hier war dann auch tatsächlich einiges los. Fünf aufwändig verkleidete Musiker, zwei davon auf Stelzen, sorgten für ausgelassene Stimmung.
Ab und zu sprühte jemand Schaum aus einer carioca in die Menge, andere Dinge wurden zum Glück nicht geworfen. Nach der Präsentation drehte die Chiva einige Runden und man konnte mit den Verkleideten Fotos machen.
Sonntag vormittags treffen sich im Park Gabriela Mistral regelmäßig Salsa-Tänzer zum ungezwungenen Tanzen. Wenn ich in Quito bin, nehme ich an dieser Veranstaltung gern teil, so auch diesen Sonntag. Gegen Mittag wurden wir dann erfreulicherweise von einem Karnevalsumzug unterbrochen, der genau in dem Park endete. Die Teilnehmer des Umzugs waren hauptsächlich Schüler von verschiedenen Schulen des Viertels, die verschiedene Instrumente spielten, während sie die Straßen entlangmarschierten.
Nach Ende des Umzugs posierten die einzelnen Gruppen noch für Fotos und wir tanzten inzwischen weiter Salsa. Einige der Karnevalisten tanzten, so verkleidet wie sie waren, sogar ein paar Lieder mit. Als dann auch noch der Regen einsetzte war der Karneval komplett. Denn in der Andenregion scheint es an Karneval immer zu regnen, wie ich gehört habe.
Karneval in der Altstadt von Quito mit viel Schaum und viel Sonne
Am Montag standen verschieden Karnevalsumzüge in der Altstadt von Quito auf dem Programm – der krönende Abschluss der Karnevalsfeierlichkeiten. Ich fuhr also am Vormittag, bei ausnahmsweise strahlendem Sonnenschein, in die Altstadt. Ich kam gerade auf der Plaza Grande an, als sich der erste Teil der Umzüge von der Straße Chile aus näherte. Bei Sonnenlicht wirkten die vielfältigen Kostüme noch farbenfroher.
Zwar habe ich schon viele solcher Umzüge und Paraden gesehen, aber ich finde die aufwendige Kostümierung und die verschiedenen, zum Teil recht akrobatischen Choreografien immer wieder aufs Neue spannend. Beim Karneval in Quito durfte natürlich auch der Schaum aus den cariocas nicht fehlen. Vor Allem die Kinder sprühten begeistert in alle Richtungen und nicht selten direkt auf die Umzugsteilnehmer, die zum Teil schon ganz weiß waren. Es war sicher eine Herausforderung für sie, bei der starken Sonneneinstrahlung und dem vielen Schaum noch der Choreografie zu folgen.
Ich persönlich bin kein Fan von dem chemischen Schaum, vor allem frage ich mich, was am Ende mit den unzähligen leeren Sprühflaschen passiert. Aber (noch) sind die cariocas bedeutender Teil der Karnevalstradition, vielleicht wird ja einmal eine ökologischere Alternative erfunden.
Alles in Allem habe ich die Karnevalsfeiertage in Quito sehr genossen, auch wenn ich für eine Hauptstadt einige Programmpunkte mehr erwartet hätte, waren die Tage doch eine gute Mischung aus Feiern und Ausruhen, aus Spaß und Kultur. In diesem Sinne – Que viva el Carnaval!
Karneval wird natürlich in ganz Lateinamerika gefeiert. Lesen sie über die Karnevalstraditionen in Ambato und Baños.
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