Wie schon letztes Jahr, verbrachte ich auch dieses Jahr die Karnevalsfeiertage in Quito. Ich war gespannt auf das Programm ohne pandemiebedingte Einschränkungen.
Auf quitocultura hatte ich mich über die einzelnen Aktivitäten informiert, wobei ich das Gefühl hatte, dass das Programm im vergangenen Jahr umfangreicher war.
Internationaler Karnevalsumzug in der Mariscal
Am Samstag stand ein internationaler Karnevalsumzug im Szeneviertel Mariscal auf dem Plan. Um 11:00 Uhr sollte der Umzug starten und sich von der Straße Colon auf der Straße Amazonas bis zum Ejido Park entlang bewegen. Am Startpunkt hatten sich schon viele kostümierte bzw. dekorierte Umzugsteilnehmer versammelt. Auch geschmückte Chivas – umgebaute LKW-Anhänger – standen bereit.
Bald setzte sich der Umzug in Bewegung und es war wirklich ein ziemlich buntes Spektakel.
Neben verschiedenen Regionen waren auch einige Organisationen vertreten, wie zum Beispiel ein Umweltverein, die Feuerwehr, sowie städtisches Personal.
Ich folgte dem Umzug eine ganze Weile bis zum Ejido Park und fuhr von dort in die Altstadt. Am Rand des Plaza Grande gab es einige Marktstände mit Produkten aus der Regenwaldregion. In der Beschreibung hatte sich das etwas umfangreicher dargestellt und da es auch gerade angefangen hatte zu regnen, hielt ich mich hier nicht so lange auf und beschloss lieber noch ein paar Energiereserven für die nächsten Tage aufzubewahren.
Karneval in der Altstadt
Am Sonntagvormittag ging ich zunächst – unabhängig von den Karnevalsaktivitäten – Salsa tanzen im Park Gabriela Mistral in der Mariscal. Dabei verabredete ich mich dann mit einigen Bekannten um abends die Ronda zu besuchen. Einer der Bekannten arbeitet am Eingang eines Restaurants in dem es regelmäßig Livemusik gibt und nun, am Karnevalswochenende, wurde mit besonders guter Stimmung gerechnet.
Gegen 20 Uhr kamen wir im Zentrum an. Eigentlich stand für heute für die Altstadt auch ein Festumzug im Programm aber entweder hatten wir ihn verpasst oder er fand nicht statt. Als wir uns der Plaza San Francisco näherten, kamen uns schon viele mehr oder weniger beschmierte, nasse und mit Schaum bedeckte Menschen entgegen – auf dem Plaza wurde intensiv Karneval „gespielt“ wie man hier sagt, mit Cariocas (Schaumsprühdosen), Farbpulver, Schmiere und Eiern.
Auf einer großen Bühne sorgten ein Moderator und einige Musiker für Stimmung. Der Platz war voll und es ging ziemlich wild zu, wenn auch nicht ganz so extrem wie in anderen Orten des Landes. Da wir weitestgehend sauber und trocken in der Ronda ankommen wollten, hielten wir uns eher am Rand des Geschehens und blieben nicht so lange.
Die kleine hübsche Gasse La Ronda selbst war dann auch recht belebt und etwas Schaum bekamen wir doch ab, wurden aber zum Glück nicht weiter eingeweicht.
Im Lokal angekommen, fing die Live-Musik gerade an. Es wurden Klassiker aus der Region gespielt so wie Salsa und Merengue. Zu trinken gab es den in der Sierra traditionellen Canelazo, ein Heißgetränk aus Naranjilla oder einer anderen säuerlichen Frucht, Zimt, Panela und Zuckerrohrschnaps. Mit fortgeschrittener Stunde stieg die Stimmung und es wurde ohne Pause getanzt. Die Musiker selbst spielten mit viel Ausdauer und Energie fast 3 Stunden am Stück. Im Lokal gab es sogar noch einen weiteren Raum mit Live Musik. Etwas ruhiger aber sehr gut leider nur mit wenig Publikum. Nach mehreren Stunden tanzen wollten meine Beine schließlich nicht mehr und ich fuhr mit dem Taxi nach Hause. Alles in allem war es ein sehr schöner und stimmungsvoller Abend.
Am Montag standen nicht viele Aktivitäten auf dem Plan und so fuhr ich kurz entschlossen mit ein paar Freunden nach Papallacta.
Süßigkeiten Workshop im Museum del Carmen Alto
Am letzten karnevalsfeiertag freute ich mich auf einen kleinen Workshop zur Zubereitung einer traditionellen Süßigkeit im Museum del Carmen Alto. Die Aktivität sollte um 12 Uhr beginnen.
Ich war schon etwas früher da und hatte so Gelegenheit, die Räumlichkeiten zu besichtigen. Bei dem Museum handelt es sich um eine Klosteranlage, in der auch heute noch Nonnen leben. In dem Teil, den man besichtigen kann, gibt es eine Sammlung sakraler Kunst hauptsächlich Gemälde und einige Skulpturen. Außerdem sind verschiedene Bereiche des Klosters nachgestellt, in denen das alltägliche Leben der Nonnen stattfand.
Im Vorfeld des Workshops gab es eine kleine Führung durch ebendiese Räumlichkeiten, wie den Speisesaal, das Servierzimmer und die Küche.
Verschiedenste Werkzeuge und Küchenutensilien sind ausgestellt und Speisen und Lebensmittel sind plastisch dargestellt. Alles in allem eine sehr anschauliche Ausstellung. Auch die Führung war sehr lebendig und unterhaltsam gestaltet, sodass man sich das Leben der Nonnen gut vorstellen konnte.
Nach einer halben Stunde etwa begaben wir uns alle in einen Bereich des Innenhofs, wo schon die Zutaten und Utensilien für den Süßigkeiten Workshop bereit standen. „Sambo de dulce“ sollte zubereitet werden.
Der Sambo, eine kürbisartige Frucht, wurde dazu in Stücke geschnitten und in Wasser oder Milch gekocht, bis er eine weiche, fast breiige Konsistenz erhält. Für den Workshop war dies schon vorbereitet worden, weil er sonst zu lange gedauert hätte. Es werden einige Pimentkörner und Zimt sowie Panela hinzugefügt. Um das Ganze eindicken zu lassen, wird zunächst Maizena (Maisstärke) in etwas Milch aufgelöst und anschließend unter ständigem Rühren zur Sambo-Mischung gegeben. Man lässt es noch kurz aufkochen, etwas abkühlen und dann ist die Süßigkeit, eigentlich meihr ein süßes Getränk servierfertig. Während des Workshops wurde das Sambo de Dulce in kleine Gläschen gegeben, so dass jeder probieren konnte – lecker! Dies war mein persönlicher Abschluss der diesjährigen Karnevalsfeiertage.
Insgesamt war es ein eher ruhiger aber doch recht interessanter Karneval in Quito. Wem dies zu ruhig oder langweilig ist, kann um die Karnevalsfeiertage nach Guaranda oder andere Orte in der Sierra fahren. Dort geht es deutlich wilder und feucht-fröhlicher zu. Oder man besucht den „Carnaval de las Flores“ in Ambato – sicher eine interessante Abwechslung.
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