Darauf, dass Riobamba als Reiseziel allgemein sehr häufig unterschätzt wird, werde ich in einem anderen Blogartikel über Riobamba selbst noch genauer eingehen. Nun soll es um den Grund gehen, aus dem die meisten Menschen Riobamba überhaupt erst besuchen. Die Stadt ist ein beliebter und idealer Ausgangspunkt für den Aufstieg auf den Chimborazo. Für diejenigen, die wie ich keine professionellen Bergsteiger sind, ist ein Aufstieg auf bis zu 5.100 Meter möglich. Aber auch dafür sollte man sich in Riobamba einen Guide organisieren. Der Aufstieg ist steil, der Weg sandig und steinig. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie innerhalb von nur wenigen Sekunden in einem Nebenschleier die Orientierung verlieren, nicht gering.
Die Anfahrt zur ersten Schutzhütte
Mit unserem Guide, einer weiteren deutschen Touristin und zwei Guyaquileños brachen wir schon gegen acht Uhr von Riobamba aus zum Vulkan auf. Bereits während der Anfahrt zum Chimborazo mit dem Auto bieten sich einem bei gutem Wetter tolle Aussichten auf den Vulkan. Bei uns war es jedoch bei der Anfahrt bewölkt und der Chimborazo zeigte sich uns währenddessen nicht. Weiter fuhren wir durch endlose, kahle Landschaften aus dunklem Sand. Herden von Vicuñas mit ihrer hellen, rotbraunen Farbe stachen hervor. Sie gehören wie auch Alpakas zu der Gruppe der Lamas, ihr Fell ist jedoch von allen das teuerste.
Von der „Hauptstraße“ aus ist nach einiger Zeit auf der linken Seite ein kleines Häuschen zu sehen: der Eingang zum Chimborazo und zur Zufahrt zum ersten der beiden Chimborazo-Refugios, die Hütte der Carrel-Brüder. In der Hütte muss man sich registrieren und kann dann mit dem Auto weiter auf circa 4.800 Meter fahren. Auf dem Weg hierher zeigte sich uns der Chimborazo fast vollständig. Ein sehr beeindruckender Anblick, den wir sofort für einen Fotomoment nutzen mussten. Denn durch den starken Wind hier oben verändern sich die Nebel- und Wolkenbilder sekündlich. Und wir konnten nicht wissen, ob sich uns eine solche Gelegenheit noch einmal bieten würde!
Der Aufstieg zur zweiten Chimborazo-Schutzhütte
Angekommen auf 4.800 Metern befindet sich die erste Chimborazo-Schutzhütte mit einem großen Parkplatz. Ab hier geht das Abenteuer zu Fuß weiter. Dabei kommt man zuerst an einem pyramidenförmigen Denkmal mit Grabsteinen vorbei, benannt nach Simón Bolivar.
Je nach physischer Kondition dauert der Aufstieg auf 5.040 Meter zwischen 30 und 45 Minuten. Viele unterschätzen die Strecke und haben „nur“ 200 Meter im Kopf, ohne sich vor Augen zu führen, dass es sich dabei nicht um zwei Wohnblocks, sondern um Höhenmeter handelt. Hinzu kommen die enorme Höhe, die einem den Atem raubt, die Kälte (manchmal liegt hier sogar Schnee) und die schlechte Beschaffenheit des steilen Weges.
Ohne eine vorherige Akklimatisierung, zum Beispiel auf den Geschwistervulkanen Illinizas, sollten Sie den Chimborazo daher auf keinen Fall besuchen! Mit uns unterwegs waren zwei Guayaquileños, die das Küstenniveau auf nahezu null Höhenmetern gewohnt sind. Entsprechend mehr Schwierigkeiten hatten die beiden mit der Höhe in Kombination mit dem steilen Weg, als wir anderen. Wir hatten uns vor dem Chimborazo schon an den Aufstieg auf andere Berge und Vulkane in Südamerika herangewagt. Viele reagieren in den extremen Höhenlagen mit Schwindel, starker Übelkeit, Atembeschwerden und starken Kopfschmerzen. In solchen Fällen ist es dann empfehlenswert, die Wanderung zu Fuß zur zweiten Schutzhütte nicht anzutreten.
Gelegenheit zur Pause: die zweite Chimborazo-Schutzhütte
Angekommen auf den 5.040 Metern der zweiten Chimborazo-Schutzhütte, genannt Whymper-Hütte, nutzten wir die Gelegenheit zu einer Pause von dem anstrengenden Aufstieg. Hier werden Empanadas und vor allem Coca-Tee verkauft. Dieser hilft besonders gut gegen die Beschwerden, die in dieser Höhe auftreten können. Er verleiht Ihnen neue Kräfte, falls Sie Ihre Wanderung fortsetzen wollen und noch höher hinaus wollen: zur Lagune Condor Cocha auf 5.100 Metern. Circa eine Viertelstunde dauert der Weg dorthin. Und wir waren uns alle einig: Wenn wir schon einmal hier oben sind, dann schaffen wir die übrigen Meter auch noch!
Nächstes Ziel: 5.100 Meter – die Lagune Condor Cocha
Tatsächlich war für mich persönlich der Weg zur Lagune nicht weiter anstrengend. Aber ich hatte generell Glück und zeigte bis dahin keine Beschwerden. Die Kopfschmerzen traten erst im Anschluss zurück im Hotel auf. Kein großes Opfer dafür, dass ich diese spektakuläre Erfahrung machen und vor Ort in vollen Zügen genießen konnte!
Es ist ein faszinierendes und sehr adrenalinreiches Erlebnis, wenn man endlich auf den letzten Metern angekommen ist, die Condor Cocha vor einem liegt und man weiß, man hat es geschafft und sich gleichzeitig denkt: Vielleicht komme ich nie wieder im Leben auf eine solche Höhe! Außerdem ist es ein fantastisches Bild, die durch den eisenhaltigen Boden rot gefärbte Lagune unter einem sich ständig verändernden Nebelschleier in den Vulkan Chimborazo eingebettet vor sich liegen zu sehen!
Der Abstieg zur ersten Schutzhütte
Nach einem kurzen Aufenthalt bei der Lagune mit zwangsläufiger Verschnaufpause machten wir uns dann auf den Weg für den Abstieg. Dabei nutzten wir einen anderen, noch steileren Pfad, von dem aus wir aber durch den Nebel hindurch manchmal tolle Aussichten auf die verschiedenen Farbtöne des Vulkans hatten!
Zurück beim Parkplatz fuhren wir wieder bergab und konnten dabei noch einmal einen Blick auf die Vicuña-Herde werfen. Auf der Heimfahrt erzählte uns der Guide noch, dass er nicht selten die Erfahrung gemacht hat, dass Chimborazo-Besucher nach ihrem Aufstieg im Auto vor Erschöpfung einschlafen. Wir glücklicherweise nicht, denn unten am Fuße des Vulkans bot sich uns dann noch einmal ein Highlight. Aus dem Auto heraus zeigte sich uns der Chimborazo zum Abschied noch einmal in seiner vollen Pracht! Erst zurück im Hotel in Riobamba waren wir alle erschöpft und waren froh über den freien Nachmittag. Jetzt hatten wir Zeit zum Ausruhen und für die Erinnerung an dieses wortwörtlich atemberaubende Erlebnis des heutigen Tages hatten!
Eine beliebte Aktivität bei Aktivreisenden ist nicht nur der Aufstieg auf den Chimborazo. Auch die Abfahrt von Ecuadors höchstem Vulkan mit dem Mountainbike ist ein besonderes Erlebnis! Mehr darüber erfahren Sie auch in unserem Blogartikel über das Chimborazo Naturreservat.
Der Chimborazo ist übrigens auch Teil unserer Ecuador Naturreise!
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