Dass Ecuador ein Land mit vielfältigen Landschaften ist und dass es verschiedene bunte, indigene Märkte gibt, ist wohl allgemeinhin bekannt. Aber haben Sie schon einmal etwas von der Wüste von Palmira gehört? Oder waren Sie schon einmal donnerstags auf dem Markt von Guamote?
Beide Attraktionen befinden sich in der Nähe von Riobamba und lassen sich gut in einem Tagesausflug kombinieren. Von der Stadt aus nimmt man den Bus oder das private Fahrzeug nach Süden in Richtung Alausi. Nach einer knappen Stunde erreicht man Guamote und nach weiteren 15 – 20 Minuten den Eingang zur Wüste von Palmira. Es ist eigentlich egal, welchen Ort man zuerst besucht, man sollte jedoch möglichst früh losfahren, um den höchsten Stand der Sonne zur Mittagszeit zu vermeiden. Als ich die beiden Orte besuchte, fuhr ich zunächst in die Wüste.
Die Wüste von Palmira
Ich war sehr gespannt auf den Ort. In einer Dokumentation hatte ich davon gehört, er steht in kaum einem Reiseführer und ist auch bei den Einheimischen kaum bekannt.
Ich nahm sehr früh den Bus nach Palmira und bat den Beifahrer mir Bescheid zu sagen, um den Ausstieg nicht zu verpassen. Nach etwa einer Stunde Fahrt stieg ich an einem Hinweisschild aus, von dort sind es noch etwa 500 m bis zum Eingang zur Wüste. Im Eingangsbereich bezahlt man 1 $ Eintritt und es gibt kleine Stände mit Snacks, Getränken und Souvenirs, die allerdings während der Pandemie nur sporadisch besetzt waren.
Bereits auf dem Weg von der Hauptstraße war der Boden sehr sandig. Vom Eingangsbereich führt ein Pfad auf einen kleinen Hügel von dem aus man einen herrlichen Panoramablick auf die Wüste hat. Wobei Wüste eigentlich etwas zu viel gesagt ist, denn vielmehr handelt es sich um eine ausgedehnte Dünenlandschaft, die hier und da von kleinen Pinienwäldchen und Grasbüscheln unterbrochen wird. Nichtsdestotrotz ist der Anblick sehr eindrucksvoll und in einem so fruchtbaren und vegetationsreichen Land auch definitiv überraschend.
Würde man die Berge im Hintergrund und die kühlen Temperaturen ignorieren, könnte man denken, man befände sich an irgendeiner Küste.
Ich spazierte ein wenig umher und ließ die Landschaft von verschiedenen Perspektiven auf mich wirken. Inzwischen hatte ich meine Schuhe ausgezogen und es war schon ein etwas seltsames Gefühl auf etwa 3000 m Höhe sehr weichen und feinen Sand unter den Füßen zu spüren. Der beigefarbene Sand ist von fast schwarzen Schlieren durchzogen, was auf vulkanische Minerale hinweist – nicht weiter verwunderlich unweit der Allee der Vulkane.
Da es zu der Zeit bewölkt und auch noch recht früh war, fühlte sich der Sand noch kühl an. Ich denke, bei brennender Mittagssonne ist barfuß gehen nicht zu empfehlen.
Ursprung der Wüste von Palmira
Wie diese Wüstenlandschaft entstanden ist, konnte bisher noch nicht eindeutig herausgefunden werden. Ursprünglich wuchs hier wohl Paramo Vegetation, doch im Laufe der Besiedlung, zunächst durch verschiedene Stämme, später durch die spanischen Kolonisten und die damit verbundene Viehwirtschaft, wurde die Gegend immer mehr überweidet. Möglicherweise wurden die einstigen Wasserquellen dieser Gegend auch über die Maßen ausgebeutet. Diese Faktoren und die starken Winde trugen dazu bei, dass die Desertifikation immer weiter voranschritt.
Um dem entgegen zu wirken wurden vor etwa 30 Jahren Pinien gepflanzt, dadurch wird der Wind gebremst und der Boden stabilisiert. Pinien gehören eigentlich nicht zur ursprünglichen Vegetation Ecuadors, aber ihr Holz wird wirtschaftlich genutzt und sie ziehen Wasser an. Bis heute hat sich die etwa 10 ha große Wüstenlandschaft nicht weiter ausgebreitet
Empfehlungen für die Wüste von Palmira
Neben Spaziergängen oder kleinen Wanderungen durch die Dünen kann man auch Ausritte unternehmen. Dazu können im Eingangsbereich Pferde oder Maultiere von der Gemeinde ausgeliehen werden und man wird von einem Maultiertreiber begleitet.
Nach Rücksprache mit Gemeindemitgliedern ist es auch möglich, in der Wüste oder in den Pinienwäldchen zu campen.
Stets sollte darauf geachtet werden, keinen Müll zu hinterlassen, denn in diese Gegenden kommt kein öffentlicher Mülltransport.
Wer es etwas aktiver mag, kann sein Sandboard mitbringen. Freilich sind die Dünen nicht mit denen der Wüsten in Peru oder Chile vergleichbar, dennoch machen die kleinen Abfahrten viel Spaß.
Kleidungstechnisch sollte man auf alles vorbereitet sein. Die Temperaturen können zwischen 8 ° C und 24 °C variieren. Früh ist oft mit Nebel und Nieselregen zu rechnen, während gegen Mittag und Nachmittag die Andensonne brennt. Es weht permanent ein mäßiger bis starker Wind. Am besten sollte man also mehrere Schichten Kleidung anziehen und auf jeden Fall eine Kopfbedeckung tragen. Eine Windjacke und Sonnenbrille sind sicher auch hilfreich.
Theoretisch ist die Wüste zwar mit einem 4×4-Fahrzeug befahrbar, der Natur zuliebe sollte man das Auto jedoch lieber an der Straße beim Eingangsbereich stehen lassen.
Bunter Markt von Guamote
Um die Mittagszeit fuhr ich weiter nach Guamote. Wie jeden Donnerstag war gerade Markttag und bereits beim Aussteigen aus dem Bus waren die ersten Händler und Käufer mit verschiedensten Waren zu sehen. Guamote und Umgebung ist seit vielen Jahrhunderten von indigener Bevölkerung bewohnt. In den Straßen ist hauptsächlich Kichwa zu hören und viele der Bewohner sind auch heute noch traditionell gekleidet – wie in vielen Andendörfern Lateinamerikas. Politisch wurde die Stadt 1613 als Parroquia (Gemeinde) gegründet. Die Stadt ist geprägt durch schmale Gassen, eine koloniale Kirche, niedrige Häuser, die zum Teil noch mit Adobe-Blöcken gebaut wurden und den Eisenbahnschienen, die heutzutage jedoch ungenutzt sind.
Ich schlenderte durch die Straßen und Gassen und bestaunte das bunte Treiben. Es wird nahezu alles verkauft, was man sich vorstellen kann. Die Produkte sind thematisch in verschiedene Bereiche eingeteilt. Über mehrere Straßen zieht sich der Textilmarkt mit bunten Tüchern, Jacken, Ponchos, Mützen aber auch Nähzubehör und Stoffen.
In einem anderen Bereich gibt es einen Stand mit Kartoffeln. Daneben Obststände, Fleischstände, verschiedenste Hülsenfrüchte und Getreide in großen Säcken sowie Gewürze aller Art. Zwischendrin gibt es immer wieder kleine Stände mit Tischen und Hockern an denen Essen verkauft wird.
Der Markt erstreckt sich über die Eisenbahnschienen, die den Verkäufern, deren Stand nur ein Tuch auf dem Boden ist, als Sitzgelegenheit dienen.
Überall wird etwas durch die Gegend gezogen oder geschoben, fliegende Händler verkaufen Produkte aus ihrem Bauchladen, Kinder rennen umher und an einige Masten oder Pfähle sind Schafe oder Schweine angebunden.
Häufiger stellte ich mich eine Weile an den Straßenrand und beobachtete das Geschehen.
Außerdem besuchte ich kurz das Gemeindeprojekt Inti Sisa, dass sowohl ein Gästehaus ist, als auch die Bevölkerung auf viele Arten unterstützt und für Besucher Ausflüge und Touren in die Umgebung anbietet. Ein anderer Blogartikel widmet sich ausführlicher diesem Projekt.
Voller neuer und spannender Eindrücke fuhr ich am Nachmittag nach Riobamba zurück.
Neben der Tagestour zur Wüste von Palmira und dem Markt von Guamote kann man von Riobamba aus natürlich auch noch andere interessante Ausflüge unternehmen. Zu den Highlights zählt sicherlich der Vulkan Chimborazo. Je nach körperlicher Verfassung und Interesse kann man hier spazieren gehen, wandern oder sogar den Gipfel besteigen. Weitere Ziele für Tagesausflüge sind außerdem die Lagune von Colta, Baños oder Ambato. Auch in den Regenwald ist es nicht weit und die Stadt selbst verfügt über viele sehenswerte Kirchen, Plätze, Museen und Märkte.
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